Der Ruf der deutschen Küche
Was sind typische Gerichte in Deutschland? Hier kommt es immer darauf an, wen man fragt, nach der Deutschen Küche. Je weiter entfernt von Deutschland, desto reduzierter und plakativer die Antwort. Andersherum, ist die deutsche Sicht auf internationale Länderküchen auch nicht viel differenzierter. Es gibt also in Deutschland, wie in jedem anderen Land eine regional sehr unterschiedliche Küche. Auch wenn Amerikaner und Asiaten aus der Ferne meistens nur von Eisbein, Knödel und Sauerkraut schwärmen.
Die süddeutsche Küche
Also starten wir mit der süddeutschen Küche. Schließlich wird sie am häufigsten mit der deutschen Küche gleichgesetzt, ob zu Recht oder zu Unrecht, das mag jeder nach seinem Gusto entscheiden. Im Süden speist man weniger Kartoffeln, dafür fallen Klöße, Spätzle, Schupfnudlen oder Nocken um so mehr ins Gewicht. Ein Favorit, bis in die heutige Trendküche Deutschlands hinein, sind die Spätzle aus dem Schwabenland. Zusammen mit Käse und gerösteten Zwiebelringen ist das ein köstliches, rundes Gericht. Ein grüner Salat mit Zitronen-Sahnedressing als Beilage ist Pflicht, dazu einen leichten Silvaner, Grauburgunder oder Trollinger. Wer vermisst da noch Fleisch???
Pfälzer Saumagen, Wurst, Sauerkraut & Co.
Weiter nordwärts kommen wir in die Pfalz und nach Hessen. Immer noch viel Wein hier. Ganz jung, als Federweißer mit Zwiebelkuchen freut man sich bis rauf nach Hamburg auf den Herbst. Die Speisen sind deftig und meistens vom Schwein, wie der berühmte Pfälzer Saumagen und viele Wurstsorten. Durch die Nähe zum elsässischen Kohlgebiet ist Sauerkraut eine beliebte Beilage zu diesen deftigen Fleischgerichten. Was kommt in Thüringen auf den Tisch, außer gleichnamigen Würstchen? Da gibt es sonntags natürlich Thüringer Klöße mit Apfelrotkohl und Rindsrouladen. Thüringer Klöße werden aus 2/3 rohen und 1/3 gekochten Kartoffeln zubereitet. Für die grünen Klöße werden nur rohe Kartoffeln verwendet.
Spezialitäten aus Sachsen
Aus Sachsen kennt man deutschlandweit das Leipziger Allerlei. Wer damals etwas auf sich hielt, gab Krebsschwänze dazu. In den ärmeren Gegenden gab es Pellkartoffeln mit Quark und Leinöl. Mit Kräutern bereichert, ist das nicht nur sehr gesund und schnell zubereitet, es schmeckt auch noch wunderbar.
Kulinarisches aus Brandenburg und Berlin
Weiter mit Brandenburg und Berlin, die Buletten ganz klar und weiter? Süßwasserfische wie Aal, Hecht oder Zander werden gekocht, mit Kartoffeln und Spreewaldsoße serviert. Spreewaldsoße? Das ist eine Mehlschwitze mit etwas Fischsud aufgegossen, die mit Butter, Sahne, Petersilie, Dill und manchmal auch hellem Bier verfeinert wird.
Auf dem Teller im Norden
Schon sind wir im Norden. Mit den Küstenländern Niedersachsen, Schleswig Holstein und Mecklenburg Vorpommern kommen maritime Speisen auf den Plan. Es gibt ein Gericht, dass sich durch alle Nordländer zieht und das ist Birnen, Bohnen und Speck. Klingt ja so gar nicht nach Fisch. Jetzt aber, wie wäre es mit grünen Heringen, Finkenwerder Maischolle, Aalsuppe, feinstem friesischen Rührei mit Krabben und frisch geräucherten Fischspezialitäten von der Ostseeküste?
Der Bayer mag es deftig
Zünftig die bairischen Schmankerl genießen, das ist wahre Lebensfreude für einen echten Bayern denn dahoam schmeckts´s doch am besten. Der Ursprung seiner Küche stammt aus den bäuerlichen Gerichten, die vor Jahrhunderten eher von der Kargheit und Armut als von Wohlstand und Überfluss geprägt war. Das ist sicherlich auch einer der Gründe, warum sie sich auch heutzutage großer Beliebtheit erfreut. Denn die kulinarischen Leckerbissen aus dem Süden Deutschlands sind meist einfach, authentisch, bodenständig und schmecken halt zur jeder Tageszeit. Wer aber glaubt, dass Bayerns Küche nur aus Schweinshaxn, Knödel und Sauerkraut besteht, hod si schwer deischt. Der bayerische Speisezettel kann durchaus vielfältig und zugegeben manchmal für einen nicht bairischen Gaumen auch ein wenig gewöhnungsbedürftig sein. So überzeugen die traditionellen Delikatessen wie Spanferkeltopf, Lüngerl- und Hirnsuppe, gebackene Kuheuter oder Milzsuppe nicht zwingend jeden Zuagroasten. Die deftige Brotzeit die ursprünglich eine Zwischenmahlzeit der schwer arbeitenden Bevölkerung auf dem Lande war trifft unter anderem mit Obazda, Radi, Griebenschmalzbrot, geräuchertem Speck und Leberkäs schon eher den Geschmack von vielen Nicht-Bayern. Die Brotzeit ist überhaupt das Wichtigste an der bajuwarischen Freizeit: Im Süden Deutschlands ist zum Beispiel ein Wanderweg ohne Wirtshaus wie eine Weißwurst ohne Weizenbier.
Und was ist mit dem Sauerbraten aus dem Rheinland und dem westfälischen Stielmuseintof? Es lassen sich wohl tatsächlich ganze Bücher mit den kulinarischen Schätzen der Regionalküchen Deutschlands füllen.
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